03.01.2015 – Der "Schachtürke" war ein technisches Wunderwerk, das die Illusion eines Schach spielenden Automaten erzeugte. Im Inneren dieses Automaten saß allerdings geschickt verborgen ein Mensch, der den "Türken" Schach spielen ließ. Ein Nachbau der genialen Konstruktion steht im Heinz-Nixdorf-Museum in Paderborn. Dort fand der 11. Schachtürken-Cup statt. Mehr...
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Nachbau des Schachtürken im Heinz-Nixdorf-Museum in Paderborn
11. Paderborner Schachtürken-Cup in Paderborn: IM Yuri Boidman gewinnt im Endspurt
Wie üblich zur Weihnachtszeit fanden auch dieses Jahr viele Schach-Weihnachtsopen statt. Neben den Turnieren wie beispielsweise in Zürich, Erfurt, Böblingen, Hamburg oder auch Vandeuvre wurde in Paderborn im Heinz-Nixdorf-Museums-Forum vom 27.12.-30.12.2014 vom SK Blauer Springer Paderborn 1926 e.V. die 11. Auflage des beliebten Paderborner Schachtürken-Cups ausgerichtet.
Der Ausrichter
Die Sponsoren
Gespielt wurde 7-rundig an vier Tagen in einer A-Gruppe mit 98 Teilnehmern und in der B-Gruppe mit 89 Teilnehmern (Teilnehmerbegrenzung rd. 180 Spieler). Am 28. Und 29.12. fanden zudem in mehreren Gruppen Kinder- und Jugendturniere statt.
Austragungsort war wie bereits bei den vorherigen Ausgaben des Turniers das Heinz-Nixdorf Museums-Forum. Innen futuristisch und modern wirkend, im Eingangsbereich teilweise erinnernd an eine Bahnhofshalle bzw. ein Flughafenterminal boten die Räumlichkeiten ideale Turnierbedingungen. Die ersten fünf Bretter waren im Auditorium aufgestellt. Mit Live-Übertragung der Partien ins Internet, Video-Projektion und vielen Zuschauerreihen erinnerte das Umfeld teilweise an die TOP-Turniere der Weltspitze.
DGT-Brett
Das Auditorium bot bei angenehmer Turnierruhe für viele Zuschauer die Möglichkeit, die interessantesten Spitzen-Partien live zu verfolgen. Die weiteren Bretter des A und B-Turniers waren in großzügigen, gut klimatisierten und hellen Tagungsräumen untergebracht und boten ebenso Top-Spielbedingungen.
Auditorium
Das Technik-Museum bot neben einer multimedialen Zeitreise durch 5000 Jahre Geschichte mit einer Sonderausstellung „Promi-Alarm“ (ausgestellt wurden alte, ausrangierte Handys berühmter Persönlichkeiten) und mit dem Nachbau des legendären Schachtürken besondere Highlights für die Spieler und Zuschauer.
An der Spitze war das A-Open mit 2 GM und 7 IM leicht schwächer besetzt als im Vorjahr. Der Turniermodus wurde in zwei Punkten geändert. Zum einen wurde die Bedenkzeitregelung geändert auf 90 Minuten für 40 Züge, 15 Züge für den Rest der Partie und 30 Sek. Inkrement ab dem ersten Zug. Wesentlich bedeutsamer war die Einführung der „3-Punkte-Regel“. In den Vorjahren waren in den letzten Runden an den vordersten Brettern verstärkt Kurzremisen zu verzeichnen und die Ausrichter wollten dies durch die 3 Punkte-Regel dieses Jahr vermeiden (was im Nachhinein auch gelang und zu einem sehr spannenden Turnierverlauf und interessanten, ausgekämpften Partien führte).
Turnierverlauf:
Begrüßung durch den Schiedsrichter
Gleich geht's los
GM Viesturs Meijers wurde seiner Favoritenrolle nicht gerecht, denn nach einer Niederlage in Runde 4 gegen IM Tobias Jugelt und remis in Runde 5 gegen den jungen stark aufspielenden ukrainischen IM Ruslan Kurayan verlor er in der Schlussrunde noch gegen IM Mattias Roeder und fiel in der Tabelle weit zurück.
Tobias Jugelt (rechts) gegen Viesturs Meijers
Über weite Strecken des Turniers machten die IM Tobias Jugelt, GM Lev Gutman (Sieger 2004 und 2005 sowie mehrfacher 2. des Turniers), IM Ruslan Kurayan und IM Dmitry Stets den stabilsten Eindruck mit besten Aussichten auf vorderste Tabellenplätze. IM Yuri Boidman schien nach einer Niederlage in Runde 2 gegen einen Amateur, einem Remis in Runde 3 gegen einen weiteren deutlich schwächeren Gegner sowie schlechterer Stellung mit Minusbauer in Runde 4 bereits frühzeitig „aus dem Rennen“ um den Turniersieg. Er gewann jedoch noch in Runde 4 und legte dann einen Endspurt hin. Nach einem überzeugenden Sieg in der Schlussrunde gegen den bis dahin immer vorne mitspielenden IM Dmitry Stets wurde Yuri Boidman, dank „3-Punkte-Regel“ mit einem Punkt Vorsprung (16 Punkte) – trotz niedrigerer Fortschrittswertung, Buchholzwertung und Elo-Performance als die nächstplatzierten alleiniger Turniersieger. IM Tobias Jugelt wurde mit 15 Punkten zweiter vor GM Lev Gutman, welcher im Turnierverlauf seine Unzufriedenheit der 3-Punkte-Regel bei der Turnierleitung äußerte.
IM Yuri Boidman
IM Ruslan Karayan
GM Lev Gutman
IM Matthias Roeder
IM Tobias Jugelt
Besonders hervorzuheben sind die sehr guten Resultate einiger Jugendspieler in der A-Gruppe. Stellvertretend hier zu nennen sind die erst 14-jährige Fiona Sieber (C-Kader-Spielerin des Deutschen Schachbundes) mit 9 Punkten sowie den erst 14-jährigen Kevin Schröder, welcher in der Schlussrunde im Auditorium an Tisch 5 lange gut gegen GM Lev Gutman mithielt und mit 12 Punkten 18. wurde.
Kevin Schröder
Tabelle A-Open
Nr.
Teilnehmer
ELO
Punkte
PktSum
Buchh
1.
Boidman,Yuri
2394
16.0
56.0
76.0
2.
Jugelt,Tobias
2401
15.0
72.0
87.0
3.
Gutman,Lev
2408
15.0
66.0
92.0
4.
Röder,Matthias
2407
15.0
62.0
81.0
5.
Plischki,Sebastia
2391
15.0
58.0
79.0
6.
Hilverda,Alexande
2398
15.0
56.0
75.0
7.
Stets,Dmitry
2381
14.0
69.0
86.0
8.
Funke,Martin
2250
14.0
63.0
85.0
9.
Plaßmann,Dominik
2076
14.0
61.0
85.0
10.
Schuh,Dirk
2374
14.0
61.0
80.0
11.
Kurayan,Ruslan
2415
14.0
60.0
73.0
12.
Jügel,Marcel
2227
14.0
50.0
63.0
13.
Meijers,Viesturs
2483
13.0
65.0
87.0
14.
Scharfenberg,Mich
2176
13.0
57.0
83.0
15.
Hecht,Carsten
2118
13.0
50.0
74.0
16.
Schmücker,Marcus
2234
13.0
47.0
73.0
17.
Wagner,Alexej
2259
12.0
59.0
81.0
18.
Schröder,Kevin
2244
12.0
57.0
76.0
19.
Böhm,Jürgen
2205
12.0
53.0
73.0
20.
Nagel,Bernhard
2200
12.0
49.0
67.0
21.
Imcke,Patrick
2096
12.0
48.0
71.0
22.
Eckardt,Joshua
2097
12.0
48.0
71.0
23.
Bub,Volker
2053
12.0
45.0
70.0
24.
van der Valk,Nikl
2094
12.0
42.0
61.0
25.
Becker,Norbert
2131
12.0
39.0
54.0
26.
Heinemann,Ernst
2209
11.0
55.0
86.0
27.
Scheck,Kyrill
2149
11.0
54.0
79.0
28.
Welzel,Philipp
2071
11.0
54.0
78.0
29.
Steingräber,Kai U
2204
11.0
52.0
75.0
30.
Kemper,Meinolf
2158
11.0
51.0
73.0
31.
Volkov,Mykyta
2123
11.0
51.0
72.0
32.
Himpenmacher,Andy
2180
11.0
46.0
66.0
33.
Seipel,Andreas
2077
11.0
46.0
63.0
34.
Deschner,Reinhard
2106
11.0
45.0
81.0
35.
Richter,Gerald
2060
11.0
43.0
65.0
36.
Gottas,Mike
11.0
41.0
69.0
37.
Hoffmann,Max
2049
11.0
40.0
63.0
38.
Martianov,Andre
1933
11.0
36.0
69.0
39.
Hagedorn,Alfons
1957
11.0
31.0
52.0
40.
Wecker,Martin
2078
10.0
47.0
68.0
41.
Klatt,Jan
2094
10.0
46.0
77.0
42.
Thomas,Ingo
2204
10.0
44.0
65.0
43.
Hötte,Philipp
2096
10.0
43.0
67.0
44.
Ott,Mathias
2015
10.0
38.0
71.0
45.
Haase,Thomas,Dr.
2058
10.0
36.0
65.0
46.
Gelashvili,George
2262
10.0
36.0
64.0
47.
Bausch,Thomas
2007
10.0
35.0
74.0
48.
Altenbernd,Jannis
1955
10.0
30.0
56.0
49.
Sicker,Rolf
2138
9.0
49.0
77.0
50.
Bräuer,Karl-Heinz
2079
9.0
42.0
64.0
... 97 Teilnehmer
Die Organisation des Turniers verlief reibungslos, der Schiedsrichter Dirk Husemann hatte keinerlei Streitfälle zu regeln und die Räumlichkeiten waren wirklich top, der Internetauftritt übersichtlich. Weitere Informationen zum Turnier, zum B-Open, zu den Jugendturnieren, Fotos, Partien sowie Tabellen sind auf der Turnierseite zu finden.
Impressionen
Attrape des Mechanismus, mit dem der Schachtürke gesteuert wurde.
Gerd DensingGerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.
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